Samstag, 29. September 2018

Ghosting

Huhu! 
Auch diese Woche kommt mein Blog um einen Tag verspätet - vielleicht sollte ich gleich auf samstags umstellen ... 😆
Nein, Spaß! Ich hoffe, der Freitagsblog wird zukünftig auch wieder freitags erscheinen. 
Gestern Mittag ist meine Deadline für den neuen Roman gewesen und die hatte ich mir doch ein weeenig eng gesetzt, daher musste der Blog leider verschoben werden. 😉

Okay ... die Überschrift hast du sicher schon gesehen - aber kennst du auch den Begriff? 

Ghosting ... 

Klingt, finde ich, im ersten Augenblick irgendwie niedlich. Ein bisschen nach Hui Buh oder Casper.👻 Allerdings ist leider kein niedlicher kleiner Geist damit gemeint. 

Eigentlich kommt der Begriff aus dem Bereich Dating, dasselbe gibt es aber auch in "ganz normalen" Freundschaften. 

Stell dir vor, du hast einen Kumpel - eine Kumpeline - eine tolle Freundin. Zwischen euch ist eigentlich alles gut, doch irgendwie ... Etwas verändert sich. Früher habt ihr oft Nachrichten geschrieben, über jeden Scheiß geredet, die Nächte draußen verbracht und bei einer Flasche Wein über das Leben philosophiert. Ihr wart gemeinsam weg - Mädelsabend ...😎 - seid Shoppen gegangen, habt telefoniert, während bei euch dieselbe Fernsehsendung lief (Btw: Frage an die Männer - macht ihr sowas eigentlich auch? Oder ist das ein reines Frauenphänomen? 😉 ) 

Nun gut - ich denke, ihr wisst, wovon ich rede - Freundschaft halt. 😉

Doch irgendwann ... Du weißt gar nicht warum ... laufen deine Kontaktversuche ins Leere. Quasi von einem Tag auf den anderen werden Nachrichten erst Tage später beantwortet, abendliche Treffen, Telefonate, Shoppingtouren - das alles ist vergessen. Jede Nachfrage, was denn eigentlich los ist, endet in einem "Nichts". Und aus der tollen Freundin, dem Kumpel, wird irgendwie ein Geist. Der Kontakt wird zusehends spärlicher, bricht irgendwann komplett ab. Einfach so. 

Natürlich, wir sind erwachsen und jeder lebt sein Leben, hat seine Familie, seinen Job etc. - da ist die Zeit einfach knapp. 
Aber das ist es nicht, was ich meine. 
Klar, jeder hat mal Zeiten, in denen es stressig ist und man nichts schafft. Ich hab in den letzten Wochen auch nur mit ganz wenigen Auserwählten gesprochen und geschrieben, weil ich so viel mit dem Schreiben zu tun hatte. Das gibt es immer und diese Phasen meine ich auch nicht.  

Ich meine aber diese Leute, die sich tatsächlich unsichtbar machen und die Freundschaft wegwerfen. Einfach so ... Als hättest du ihnen nie etwas bedeutet. 

Kennst du das? Hast du es auch schon erlebt? 
Ich bereits mehrfach, und ich finde es jedes Mal wieder traurig. 

Es ist in der heutigen, schnelllebigen Zeit nicht leicht, Freundschaften aufzubauen und zu halten. Aber wenn man es nicht einmal versucht? Wie kann ich heute behaupten, wir wären Freunde - und ab morgen melde ich mich nicht mehr? 

Vielleicht ist auch etwas vorgefallen, ein Missverständnis, eine blöde Situation, etwas, was ungeklärt zwischen den Menschen steht - von denen einer vielleicht gar nichts ahnt. 
Aber ist es dann nicht nur fair, mit dem anderen zu reden? Ich weiß, reden ist nicht einfach - und streiten noch viel schwieriger. 
Neulich habe ich irgendwo gelesen: "Die Menschen haben keine Streitkultur mehr!" und genau das ist es, denke ich ... 
Wer ist heutzutage noch in der Lage, zu streiten? Ein Thema zu diskutieren, ohne gleich angepisst zu sein. Zuzuhören, was der andere sagt - was er wirklich sagt! - und auch versuchen, seine Seite zu verstehen. 
Warum können wir andere Meinungen nicht akzeptieren? Entweder mein Gegenüber nimmt meine Meinung an oder ich sortiere ihn aus - Öhm ... Warum? Finde den Fehler!  

Wann haben wir verlernt, miteinander zu sprechen? 
Und wann haben wir verlernt, zu verzeihen? 

Sprachwissenschaftler haben herausgefunden, dass Jugendliche heute viel mehr mit ihren Freunden sprechen, sich viel näher sind, als noch vor 20 Jahren. Dennoch zerbrechen Freundschaften heutzutage schneller. 

Niemand möchte Streit, keine Frage! Aber es gehört nun mal zum Leben dazu. Und wenn mir mein Gegenüber tatsächlich wichtig ist, dann bleibe ich auch, wenn unsere gemeinsame Welt mal nicht rosarot ist. 
Denn mit einer Freundschaft ist es ähnlich wie mit der Ehe:

In guten wie in schlechten Zeiten! 

Ich kann keine Freunde gebrauchen, die mir immer nur ihre heile gummibärchenbunte Welt zeigen und dasselbe von mir verlangen. 💁Ich möchte nicht nur meine schönen Seiten zeigen müssen, aus Angst, dass der andere sonst weg ist. Und ich möchte auch von meinen Freunden nicht nur die schönen Seiten sehen. Ich möchte, dass es ECHT ist! 

Ohne dass der vermeintliche Freund zu einem Geist wird ... 

Auch wenn ich behaupte, gesund zu sein, wird es bei mir immer die grauschwarzbunten Regenbogentage geben. Weil die Welt nicht immer bunt sein kann! Denn ohne schwarz und grau könnte ich doch mein Bunt gar nicht zu schätzen wissen ... 🌈

Vielleicht überlegst du mal, bei welchem deiner Freunde du zum Geist geworden bist. Bei wem hast du dich lange nicht gemeldet, mit wem würdest du gern mal wieder sprechen? 
Dann greif zum Handy und ruf denjenigen an. Oder schreib ihm zumindest eine Nachricht ...😉

In der nächsten Woche gibt es übrigens eine kleine Leseprobe zum Reinschnuppern. Lange dauert es nämlich nicht mehr bis "Schmetterlinge fliegen leise - Sommer in Colins Creek" erscheint. 

Habt ein tolles Wochenende! 
Eure Juli 💖