Leseproben

Hallo ihr Lieben! 
Schön, dass ihr hier vorbeischaut! :-) 
Hier findet ihr Leseproben meiner Bücher. Ich hoffe, sie gefallen euch! ;-) 

Viel Spaß wünscht 

Kerry Greine


Leseprobe "Coffeegirl meets Mr Hot & Sexy"




Endlich Urlaub


Ich wusste gar nicht mehr, wie lange ich mich schon auf den heutigen Tag freute. Vermutlich, seit ich im letzten November meinen Urlaubsplan für dieses Jahr eingereicht hatte. Jetzt war es endlich so weit – drei lange Wochen ohne Bürostress lagen vor mir. Drei Wochen lang nur ausschlafen, faul im Garten herumliegen und einfach mal nichts tun. Na gut, vielleicht würde ich ab und an in die Stadt fahren und shoppen gehen, aber mehr auch nicht.
Die letzten Monate waren wahnsinnig anstrengend gewesen. Die Baufirma, in der ich arbeitete, hatte einen neuen Großauftrag bekommen. Großartig für die Firma – viel Arbeit für mich! Im Moment hatte ich so viele Überstunden auf meinem Arbeitszeitkonto, dass ich davon noch mal locker zwei weitere Wochen Urlaub machen könnte. Die letzten fünf Monate hatten nur noch aus schlafen, essen und arbeiten bestanden. Doch jetzt hatte ich frei, und als wollte Petrus mich belohnen, war der Sommer ausgebrochen.
Nachdem ich Samstag noch zum Geburtstag meiner Mutter gemusst hatte, hatte ich den heutigen Sonntag dafür genutzt, meine Wohnung grundzureinigen. Nichts sollte mich ab morgen davon abhalten, mich auf die faule Haut zu legen. Mein Kühlschrank war gefüllt mit Leckereien und in meinem Wohnzimmer lag ein dicker Stapel Bücher. Ich hatte nicht vor, meine Wohnung in den nächsten Tagen zu verlassen. Na gut, außer auf meine Terrasse. Bis auf die Sonnenliege würde ich mich schon bewegen.
Müde von meiner Großputzaktion kuschelte ich mich in mein Laken und freute mich auf mindestens zehn Stunden erholsamen Schlaf, ohne vom nervigen Weckerklingeln gestört zu werden. Mit einem seligen Grinsen im Gesicht schloss ich die Augen und ließ mich ins Land der Träume gleiten.

Nein! Nein, nein und nochmals NEIN! Was bitte war das für ein Lärm? Ohne die Augen zu öffnen, zog ich mir ein Kissen über den Kopf. Ich wollte schlafen, doch irgendeiner meiner lieben Nachbarn ließ es nicht zu. Es dröhnte durch die ganze Wohnung. Wer auch immer das war – er machte einen Heidenlärm! Es hörte sich für mich an, als würde jemand wieder und wieder versuchen, sein Motorrad zu starten. Als selbst das Kopfkissen nicht half, den Krach von meinen Ohren fernzuhalten, schmiss ich es fluchend an die Wand. Der Wecker auf meinem Nachttisch verriet mir, dass es gerade erst Viertel vor acht war – und damit ungefähr zwei Stunden vor meiner geplanten Aufstehzeit. Vor mich hin knurrend rollte ich mich aus dem Bett und ging zum Fenster. Ich öffnete die Jalousie und schaute hinaus, um den Ursprung des Lärms herauszufinden, doch ich konnte nichts entdecken. Aber so schnell gab ich nicht auf! Wer auch immer an meinem ersten Urlaubstag der Meinung war, mich um diese nachtschlafende Zeit aus dem Bett vertreiben zu müssen, würde sich gehörig was anhören dürfen. Zumindest, wenn ich herausfand, wer es war.
Ich ging in die Küche und startete meinen Kaffeevollautomaten. Das Schmuckstück meiner Küche und lebenswichtiger Energiespender.
Mit einem Becher in der Hand lauschte ich, aus welcher Richtung der Krach, den ich mittlerweile als eine Art Säge identifiziert hatte, wohl kommen mochte. Garten! Definitiv! Es kam aus einem der Gärten, die nach hinten hin an meinem anschlossen.
Ich schlüpfte in meine Flip-Flops und öffnete die Hintertür, die aus der Küche direkt in meinen Garten führte. Dann ging ich, so wie ich war – in meinen Schlaf-Hotpants und nur mit einem Top bekleidet –, hinaus. Während ich an meinem Kaffee nippte, schaute ich mich suchend um. Okay, es kam von rechts. Dort, hinter den hohen Büschen, die das Nachbargrundstück umgaben, war der Ursprung des Krachs.
Ich stieg über meine Rosen hinweg in das Beet und versuchte, durch die dichte Bewachsung etwas zu erkennen. Vorsichtig schob ich mit einer Hand ein paar Äste beiseite, um bessere Sicht zu haben. Der Lärm verstummte, doch ich war mir sicher, er war von hier gekommen.
„Kann ich Ihnen helfen?“
Ich quiekte erschreckt auf, als ein Mann vor das Loch trat, das sich durch mein Beiseiteschieben gebildet hatte. Vor Schreck sprang ich zurück, was eine äußerst blöde Idee war. Mein rechter Fuß blieb in einer Rose hängen und ich knallte voll auf meinen Hintern. Der Kaffeebecher verteilte seinen Inhalt großflächig über mein weißes Top, bevor er im hohen Bogen hinter mir ins Gras flog.
„Au! Verdammte Scheiße!“, fluchte ich und hielt mir die Wade. Tiefe rote Kratzer waren zu erkennen, aus denen Blut sickerte.
„Ist Ihnen was passiert?“ Diesmal wurden die Büsche von der anderen Seite her auseinandergeschoben und ein Kopf tauchte auf. Dunkelblonde wuschelige Haare, ein Vollbart und dazu die dunkelsten Augen, die ich jemals gesehen hatte.
Wow! Was für eine Mischung!, dachte ich und schluckte. Der Schmerz in meinem Bein war vergessen, als mir klar wurde, was für ein Bild ich gerade abgeben musste. Großartig, Clara! Du bist jetzt genau in der richtigen Position, ihn wegen des Krachs zusammenzuscheißen. Ich spürte, wie mir die Röte in die Wangen schoss, als ich an mir hinabsah.
Ich saß auf dem Hosenboden mitten im Blumenbeet, meine nackten Beine waren schmutzig von der Erde und an der Wade blutig. Der Kaffee hatte mein Top derart gründlich durchtränkt, dass der Fantasie kaum eine Frage offen blieb. Und noch dazu hatte ich meine Beine nicht rasiert – das hatte eigentlich für heute Vormittag auf meinem Urlaubsplan gestanden.
Abgesehen vom Offensichtlichen dieser bodenlosen Peinlichkeit, standen meine schwarzen Locken sicher in alle Richtungen, und wenn ich ganz viel Glück hatte, hatte ich sogar noch einen Kissenabdruck auf der Wange.
Jetzt im Nachhinein war mir klar, dass ein Umweg über mein Bad vielleicht nicht das Schlechteste gewesen wäre, doch mein übermüdetes Gehirn hatte – unterkoffeiniert, wie ich war – nur daran gedacht, den Lärm zu eliminieren. Aber wer konnte denn auch ahnen, dass Mr Hot & Sexy himself gleich vor mir stehen würde?
„Geht es Ihnen gut?“ Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ich meinem Gegenüber noch eine Antwort schuldig war. Und dass ich mich noch immer keinen Millimeter bewegt hatte.
„Äh, ja. Nichts passiert. Alles gut!“, stammelte ich und rappelte mich auf. Ein kurzer Rundumblick, dann entdeckte ich den Kaffeebecher hinter mir. Schnell bückte ich mich und hob ihn auf. Als ich mich wieder umdrehte, blickte ich in ein breit grinsendes Gesicht.
O verdammt! Wie kann man nur eine solch wandelnde Katastrophe sein? Da hatte ich ihm gerade schönste Ausblicke auf mein durch die Hotpants nur spärlich bedecktes Hinterteil geboten.
„Wollten Sie was von mir?“ Der Typ vor mir riss sich sichtlich zusammen, sein Grinsen zu unterdrücken. „Oder warum haben Sie durch die Hecke gelinst?“
„Ich … Äh … Die Säge … und …“ Wild mit den Armen fuchtelnd deutete ich auf die Hecke und versuchte, die fehlenden Worte durch Gesten zu ergänzen. Wie auch immer er es schaffte, er schien mein merkwürdiges Gestammel zu verstehen.
„Oh, hab ich Sie etwa geweckt? Das tut mir leid. Ich bin hier, um den Garten zu roden. Er soll komplett neu angelegt werden.“
„Ja … Nein … Macht nichts. Alles gut. Ich …“ Ich deutete in Richtung meiner Hintertür. „… geh dann mal wieder.“ Fast fluchtartig steuerte ich auf die Tür zu, als wäre sie eine Art Rettungsanker. Na gut, vielleicht eher das dringend benötigte Loch im Boden, in das ich mich verkriechen konnte.
Als ich bereits mit einem Fuß in der Wohnung war, drehte ich mich noch einmal um. Mr Hot & Sexy stand an derselben Stelle wie eben und schaute mir nach.
„Viel Erfolg beim Roden“, rief ich zu ihm hinüber und schloss die Tür hinter mir.
Noch immer gefühlt hochrot vor Scham ließ ich mich auf einen der Küchenstühle sinken.
„Na großartig, Clara. ‚Viel Spaß beim Roden.‘ Das ist ungefähr so dämlich wie Baby in Dirty Dancing: ‚Ich habe eine Wassermelone getragen‘“, murmelte ich vor mich hin. Dann stand ich wieder auf und holte einen sauberen Kaffeebecher aus dem Schrank. Ich brauchte dringend mehr Koffein und eine Dusche. Mein Blick wanderte an mir hinab. Okay, vielleicht sollte ich mir die Kratzer, die die Rose an meiner Wade hinterlassen hatte, auch einmal genauer anschauen und desinfizieren.
Doch ich tat nichts dergleichen. Stattdessen setzte ich mich mit meinem frisch gefüllten Becher zurück an den Tisch und rief mir das Gesicht des Fremden wieder vor Augen. Warum hatte ich ihn auf den ersten Blick gedanklich als Mr Hot & Sexy tituliert? Er entsprach so gar nicht meinem Beuteschema. Und doch hatte er etwas an sich, das mich ihm gegenüber in ein denkunfähiges Kleinkind verwandelte. Ich konnte nur hoffen, dass er schnell machte mit dem Roden des Nachbargrundstücks. Wie sollte ich meinen Urlaub auf der Sonnenliege genießen, wenn ER direkt nebenan arbeitete? Mal abgesehen vom Lärm der Säge – der mir gerade völlig egal war –, hatte ich mich dermaßen blamiert, dass ich fürchtete, ihm nie wieder unter die Augen treten zu können.
Ich ließ meine Stirn auf die Tischplatte sinken. Ich ahnte bereits, ich musste mich die nächsten Wochen hier einschließen.


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Leseprobe "Stumme Verzweiflung - wenn alles verloren scheint"



Kapitel 1

Noch eine Kurve und ich bin da, denke ich und biege auf den holprigen Zufahrtsweg ein, der zu meinem neuen Zuhause führt. Langsam umfahre ich die Schlaglöcher auf dem unbefestigten Waldweg und mache mir im Geiste eine Notiz, diesen Weg ein bisschen auszubessern. Wann ich dazu kommen werde, weiß ich nicht, denn das ist nur eine von vielen Aufgaben, die in den nächsten Monaten auf mich zukommen. Ich habe viel Arbeit vor mir.
Als ich zwischen den letzten Bäumen aus dem kleinen Wäldchen herausfahre und das große Haus in Sicht kommt, halte ich mit meinem Pick-up auf einer Anhöhe. Da ist es. Meine neue Heimat. Das Haus ist riesig, viel zu groß für eine Person, aber irgendwann wird es sich hoffentlich mit Leben füllen. Es ist aus dunkelrot gestrichenem Holz, mit einer großen überdachten Veranda an zwei Seiten und sieht von meiner Position aus, wie ein schräg liegendes L. Vor mir verläuft der große Haupttrakt des Hauses, links, von mir weg, der kleinere Nebentrakt, den ich zu meiner Wohnung umbauen will. Dazwischen befindet sich ein großer, gepflasterter Hof und dahinter mein persönliches Juwel, der Pferdestall. Rechts wird das Rechteck, das die Gebäude um den großen aber dennoch offenen Innenhof bilden, von einem Schuppen und einer alten Remise beschränkt und hinter dem Stall erstrecken sich die Weiden, bis in der Ferne der Wald beginnt und mein neues Reich endet.
Ich war schon immer ein Pferdenarr und bin schon in Boston von klein auf geritten. Zum Glück habe ich verständnisvolle Eltern, die kein Problem damit hatten, ihrem Jungen Reitstunden zu bezahlen, während meine Schwester lieber Basketball gespielt hat. Okay, Annie musste irgendwann damit aufhören, weil sie einfach zu klein war, aber ich bin dem Reiten bis heute treu geblieben und habe als Teenager schon mein Taschengeld damit aufgebessert, dass ich Kindern Reitstunden gegeben habe.
Nach meinem Studium habe ich mir in Boston eine erfolgreiche IT-Firma mit Schwerpunkt Sicherheitssysteme aufgebaut, aber das hat mich nicht erfüllt. Zu viel Arbeit am Schreibtisch und zu wenig an der frischen Luft. Auf die Dauer war das nichts für mich, ich brauche Bewegung und muss mich auch körperlich verausgaben können, ohne dafür immer ins Fitnessstudio rennen zu müssen. Daher habe ich mich entschlossen, meine Anteile an meinen Freund und Kompagnon zu verkaufen und habe meine Zelte in Boston abgebrochen. Ich, Christopher Briggs, habe es endlich geschafft, mir mit 33 Jahren meinen größten Traum zu erfüllen. Hier bin ich nun, in Boothbay Harbor. Na ja, zumindest in der Nähe. Bis zu dem kleinen Städtchen sind es knappe fünf Meilen, aber das ist mir dicht genug.
Vor ein paar Jahren, als meine kleine Schwester Annie hierher gezogen ist, habe ich mich in diesen Ort, 160 Meilen nördlich von Boston, verliebt und seitdem mit mir gehadert, wie ich es schaffe, hierher zu ziehen. Eine IT-Firma in so ein kleines Nest, weitab jeder größeren Stadt, zu verlegen hätte keinen Sinn gemacht. Zum Glück hat mein Freund mich ausbezahlt, so dass ich jetzt finanziell gut abgesichert bin. Ich werde aber sicher auch noch einen Haufen Geld brauchen, bis ich dieses kleine Gestüt wieder auf Vordermann gebracht habe. Schon von weitem sehe ich, dass die Zäune unbedingt ausgebessert werden müssen und ich weiß, dass das Haus und der Stall auch dringend einer Renovierung bedürfen. Der Vorbesitzer ist gestorben und die Gebäude haben über einen längeren Erbstreit hin leer gestanden.
Zum Hof gehört auch eine Art ehemaliges Pförtnerhäuschen, in dem ein älteres Ehepaar, Laura und Bill Baker, wohnt und die in der Zeit hier nach dem Rechten gesehen haben. Ich habe sie bei den Besichtigungsterminen ein wenig kennengelernt und sie scheinen wirklich nett zu sein, ruhige, umgängliche Leute.
Monatelang habe ich mich immer wieder mit den Erben getroffen und verhandelt, bis ich die alte Farm endlich kaufen durfte.
Es gibt noch reichlich zu tun, bevor nächste Woche meine drei vierbeinigen Mädels eintreffen. Schon zu meinem Highschoolabschluss bekam ich meine erste eigene Stute, die noch immer bei mir ist. Eine mittlerweile alte Dame von achtzehn Jahren namens Fanny.
Mein zweites Pferd ist Aram, auch eine Stute, aber vom Charakter her das genaue Gegenteil von Fanny. Jung, gerade erst vier Jahre und ein kleiner Heißsporn. Ich habe sie als Fohlen bekommen und selbst zugeritten, weil meine Fanny ja leider nicht mehr die Jüngste ist. Die beiden hatte ich in Boston schon im Reitstall stehen und jetzt habe mir noch eine vielversprechende und wunderschöne junge Stute namens Stormy für eine kleine Zucht dazugekauft. Ein anderer Pferdebesitzer bei uns im Stall musste beruflich nach Paris umziehen und konnte sie nicht mitnehmen.
Für den Anfang, bis der Hof fertig ist, sollten drei Pferde erst einmal reichen und wenn ich alle meine Wünsche und Pläne so umsetzen kann, wie ich es gern hätte, möchte ich das Haus in eine Ferienpension umbauen und ein paar weitere Pferde dazukaufen oder aus eigener Zucht behalten. Ich habe gern Gesellschaft und diese Gegend hier ist ideal. Zwischen den Wäldern von Maine und dem kleinen Hafen in der Stadt tummeln sich fast das ganze Jahr über viele Touristen.

Aber als Erstes sollte ich allerdings die Maklerin nicht länger warten lassen, fällt mir siedend heiß ein und ich starte den Wagen, um die letzten Meter hinter mich zu bringen. Nach einem kurzen Rundgang durch alle Gebäude, dem Ablesen der Strom- und Wasserzähler und dem Unterschreiben eines Übergabeprotokolls bekomme ich von ihr die Schlüssel für das Haus und die Stallungen. Dann fährt sie in ihrem kleinen, roten Chevrolet vom Hof und ich bin allein.


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Leseprobe "Hoffnung am Horizont - wenn alles verloren scheint"



Kapitel 1

Das Flugzeug schlingert kurz, als es in ein Luftloch fällt. Oh herrje, ich hasse fliegen. Zum Glück setzen wir gerade zur Landung an. Nach den Turbulenzen der letzten Stunde habe ich das Gefühl, meinen Mageninhalt nicht mehr lange kontrollieren zu können. Das Flugzeug setzt nicht gerade sanft auf dem Rollfeld auf, doch die Passagiere klatschen alle artig. Schließlich hat der Pilot uns unbeschadet durch die Luftlöcher gebracht und wir sind nicht abgestürzt. Ich atme tief durch, als die Anschnallzeichen endlich erlöschen und alle Leute gleichzeitig versuchen, auf die Ausgänge zuzuströmen. Zum Glück habe ich gleich wieder festen Boden unter den Füßen. Noch schnell meine Koffer holen und dann nichts wie ab nach Hause.
An den Gepäckbändern ist wie erwartet ein Riesengedränge. Ich werde von allen Seiten geschubst, Ellenbogen rammen in meine Rippen und eine Frau mit Highheels tritt mir voll auf die Zehe. Das gibt bestimmt einen blauen Fleck. In diesem Tumult schaffe ich es nicht einmal in die Nähe der Bänder. Na ja, dann hole ich mir halt erst einen Gepäckwagen. Suchend schaue ich mich um, während ich durch die Ankunftshalle stolpere. Als ich endlich einen ergattert habe und zurück zum Gepäckband komme, auf dem auch mein Gepäck gleich ankommen dürfte, leert sich die Halle allmählich und ich halte nach meinen Koffern Ausschau. Nur noch wenige fahren auf dem Band im Kreis, aber meine sind leider nicht dabei. Ich warte noch zehn Minuten, aber sie tauchen nicht auf. Oh bitte, nicht das auch noch. Da bin ich froh, nach über dreißig Stunden unterwegs, endlich nach Hause zu kommen und jetzt darf ich mich noch auf die Suche nach meinen Koffern machen. Ich gehe zum Schalter meiner Fluglinie und frage die gelangweilt aussehende Dame dahinter. Erst guckt sie mich sekundenlang nur an, als würden wir nicht dieselbe Sprache sprechen, aber dann kommt sie tatsächlich in Bewegung. Nach einigen Minuten Suche im Computer hat sie die ernüchternde Auskunft „Ist wohl in Toronto hängen geblieben.“
In Toronto??? Okay, da hatte ich einen Zwischenstopp auf dem Weg von Tokio hierher, aber der Zwischenstopp dauerte fünf Stunden! Man sollte doch meinen, das wäre genug Zeit, zwei Koffer umzuladen. Ich bin zu erschöpft, um lange mit ihr zu diskutieren. Bringt sowieso nichts, sie hat ja meine Koffer nicht verschlampt und kann auch nichts für meine schlechte Laune. Nachdem sie mir erklärt hat, dass mir die Koffer nach Hause gebracht werden, sobald sie da sind, mache ich mich auf den Weg zum Taxistand. Nur noch ein Taxi da, jetzt aber schnell. Ich greife schon nach der Tür, als ich unsanft zur Seite geschubst werde und beinahe auf meinem Hintern lande. Ein Typ im Businessanzug sieht aus mindestens 1,95 Meter mit schokobraunen Augen auf mich hinab und zieht spöttisch eine Augenbraue hoch, als ich ihn anblaffe.
„Hey, das ist mein Taxi!“
Er grinst nur.
„So? Steht da dein Name dran? Krieg dich ein, Mädchen, das hier ist ein Taxistand, da gibt’s noch mehr von diesen Wagen. Ich habe es eilig.“
Spricht, steigt ein und zieht die Tür so schnell hinter sich zu, dass ich keine Chance mehr habe, zu reagieren. Nicht, dass mir so schnell irgendetwas Sinnvolles als Erwiderung eingefallen wäre. Normalerweise bin ich nicht auf den Mund gefallen, aber der Typ hat mir echt die Sprache verschlagen und ich bekomme meine offene Klappe nicht mehr zu.

Mädchen? Hat er mich gerade Mädchen genannt? Für wie alt hält der mich? Zwölf? Okay, ich gebe mit Sicherheit kein schönes Bild ab, in meiner grauen Jogginghose und dem Kapuzenshirt. Meine Schminke hat sich im Laufe der letzten Stunden verabschiedet und meine ursprünglich zu einem straffen Knoten geschlungenen, rotbraunen Haare haben sich halbwegs gelöst und stehen in alle Richtungen ab. Ich muss furchtbar aussehen, aber Mädchen? Auch wenn ich nur 1,63 Meter klein bin und schon immer für jünger gehalten wurde, als ich bin, mit siebenundzwanzig bin ich von Mädchen schon ganz weit entfernt. Heute scheint aber auch wirklich alles schiefzugehen. Na ja, genau genommen die kompletten 48 Stunden, die ich jetzt geschätzt schon auf den Beinen bin. 


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Leseprobe "Eine Chance für die Zukunft - wenn alles verloren scheint"



Kapitel 1

Mist, das ist ja mal wieder typisch. Ich will gerade den Coffeeshop verlassen, als ich gegen etwas pralle. Meine morgens so lebensnotwendige Dosis Koffein ergießt sich über meine neue Jacke. Zum Glück ist es jetzt im Juni schon so warm draußen, dass ich auch ohne Jacke nach Hause gehen kann. Ansonsten würde jeder mein peinliches Missgeschick bemerken. Nachdem ich mich kurz gesammelt habe, sehe ich erst, gegen was ich da eigentlich gelaufen bin. Ein breiter, sehr männlicher Rücken. Ein enges, dunkelgraues T-Shirt schmiegt sich um die schlanke Taille, die sich nach oben hin in einem kräftigen Kreuz verbreitert.
„Oh, Entschuldigung, ich war in Gedanken …“, sage ich automatisch und gucke kurz zu dem Gesicht hoch, das sich mir in diesem Moment zudreht und gehe an ihm vorbei auf die Promenade am Hafen.
Als ich schon ein paar Meter weiter gegangen bin, hält mich plötzlich jemand am Arm fest.
„Annie …?“
Irgendwo in meinem Unterbewusstsein regt sich etwas, noch bevor ich mich umgedreht habe. Ich kenne diese männliche Stimme, den Klang, wie sie leise meinen Namen ausspricht. Ich drehe mich um und schaue hoch.
Für einen Moment ist mir, als bliebe die Zeit stehen. Ich werde zurückkatapultiert in einen heißen Sommerabend vor vier Jahren.

Vier Jahre zuvor

Mein Bruder Chris hat mich zu einer Wohltätigkeitsparty mitgenommen. Nicht, dass ich mir jemals auch nur den Eintrittspreis hätte leisten können. Seine IT-Firma war eine der Sponsoren dieser Party, daher bekam er zwei Eintrittskarten, um sich auf der Feier, auf der von den Reichen unserer Stadt Gelder für soziale Kinderprojekte gesammelt werden sollten, zu zeigen.
Man hatte für diese Veranstaltung ein altes Herrenhaus mit weitläufigen Gärten ausgesucht und ein Zelt für mehrere hundert Personen aufstellen lassen. Im Zelt standen lange Reihen mit Tischen, wunderschön dekoriert mit teuer aussehenden Leinentischdecken, edlem Porzellan und echtem Silberbesteck.
Ein Streichquartett spielte ruhige Klassik im Hintergrund, während wir ein mehrgängiges, köstliches Menü verzehrten. Nach dem Essen wurde eine Reihe von Reden gehalten, die die wohlhabenden Gäste zum Spenden animieren und über die geplanten Projekte informieren sollten.
Nachdem der offizielle Teil des Abends beendet war, wurde auf einer kleinen Tanzfläche zum Tanzen aufgefordert. Daneben befanden sich eine kleine Bar und einige Stehtische mit cremefarbenen, glänzenden Hussen. Kellner gingen mit Tabletts voll Champagner zwischen den Leuten umher.
Mir war warm, es war stickig im Zelt und ich wollte mich draußen ein bisschen abkühlen. Ich nahm mein Abendhandtäschchen, das ich mir, genau wie das kurze weinrote Cocktailkleid, extra für heute Abend gekauft hatte und ging nach draußen.
Die Gartenanlagen waren mit Fackeln geschmückt, die die verschlungenen Wege in ein flackerndes Halbdunkel tauchten. Ich wanderte langsam durch die Gärten und die warme, sommerliche Brise spielte mit meinem kurzen Kleid.
Ich wollte diesen Abend in vollen Zügen genießen und mich endlich einmal wieder richtig amüsieren. Ein paar Wochen vorher hatte ich erfahren, dass mein Freund mich mit meiner vermeintlich guten Freundin und Arbeitskollegin betrogen hatte. Okay, es war jetzt nicht die große Liebe, sondern vielmehr die Bequemlichkeit, die uns die letzten zwei Jahre zusammengehalten hatte, trotzdem tat der Verrat mir weh und mein Selbstbewusstsein war doch stark angeknackst. Nachdem der Schmerz und die Wut jetzt abgeklungen waren, wollte ich mir heute Abend beweisen, dass ich auch als Single auf einer Party, über die morgen noch dazu die ganze Stadt sprechen würde, meinen Spaß haben kann.
Aber leider war das Ganze doch eher eine dumme Idee. Ich gehörte nicht auf dieses gesellschaftliche Parkett der Reichen und Schönen. Ich war nur eine kleine Journalistin in der Presseabteilung eines Pharmakonzerns. Ich würde hier nie dazugehören und war mir nicht mal sicher, ob ich das überhaupt wollen würde.
Völlig in meine Gedanken versunken stolperte ich auf einmal über einen Stein am Boden, den ich in der Dunkelheit nicht gesehen hatte. Ich machte einen Schritt nach vorne, aber in den ungewohnt hohen Schuhen zu meinem schicken Kleid fand ich so schnell keinen Halt auf dem Kies des Gartenwegs. In dem Moment, als mir noch durch den Kopf schoss, na super, jetzt leg ich mich auch noch lang, wurde mein Fall von zwei starken Armen aufgehalten. Ich wurde abrupt mit dem Rücken an eine breite Brust gedrückt, sodass mir einen Moment die Luft wegblieb und ich mich nicht rühren konnte.
„Ist alles in Ordnung mit Ihnen? Haben Sie sich wehgetan?“ fragte eine tiefe, raue Stimme und ich wurde sanft umgedreht. Ich musste den Kopf in den Nacken legen um meinen Retter anzusehen. Geschätzte 1,90 Meter groß, schwarze Haare, die ein bisschen zu lang waren und Augen, deren Farbe ich in der Dunkelheit nicht erkennen konnte, obwohl sie mich intensiv musterten. Er trug ein schwarzes, weiches Hemd zu einer ebenfalls schwarzen Anzughose. Beides sah aus, als wäre es maßgeschneidert und sehr teuer. Das Jackett, Pflicht auf so einer Veranstaltung, hatte er anscheinend auf Grund der Wärme irgendwo abgelegt. Er war umwerfend. Ich spürte, wie mir beim Blick in seine Augen die Röte ins Gesicht schoss und ich instinktiv den Atem anhielt, nachdem ich den Duft seines Aftershaves tief in mich eingesogen hatte. Ich merkte erst, dass er mir eine Frage gestellt hatte, als er wieder fragte: „Sind Sie okay? Oder haben Sie sich verletzt?“
Ich konnte nur nicken. Noch immer hielt er mich fest an seinen unglaublichen Körper gepresst. Ich konnte seine harten Bauch- und Brustmuskeln durch das Hemd an meinem Oberkörper fühlen. Mir wurde ganz heiß und mein Hals war trocken.


„Kommen Sie, da drüben habe ich eine Bank gesehen. Setzen wir uns erst einmal und dann erzählen Sie mir, was Sie hier so ganz allein in der Dunkelheit machen.“ 


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