Was ich mit der Überschrift sagen will? Da kommen wir gleich zu. ;-)
7,5 Wochen ist es her, dass ich dieses Foto gemacht habe. Den Baum, den ich in den letzten Wochen jeden Tag sehen durfte.
7,5 Wochen ... unglaublich, wie schnell die Zeit vergangen ist und noch viel unglaublicher, was in dieser Zeit so alles passiert ist!
Als ich vor 7,5 Wochen in mein "Zuhause auf Zeit" gezogen bin, hatte ich einen dicken Angst-Knoten im Bauch und gefühlte eine Million Fragen im Kopf. Ich hatte keine Ahnung, was auf mich zukam und ich war zutiefst verunsichert.
Und dann war da dieser Baum ... Dieser alte Baum hat mich vom ersten Moment an fasziniert. Er strahlte so viel Ruhe aus, so viel Sicherheit. Sicherheit, die ich ganz dringend brauchte. Und genau das hat dieser Baum mir gegeben. Vom ersten bis zum letzten Tag.
Ich weiß nicht, wie oft ich auf seinen Wurzeln gesessen habe, den Rücken an den Stamm gelehnt. Bei Regen, bei Sonne, bei Tag und auch bei Nacht. Ich habe nachgedacht, gegrübelt, ich habe die Sterne beobachtet, die Vögel, die Kaninchen (es gibt da gaaaanz viele und sie sind so süß!). Ich habe dort gesessen, Musik gehört und geschrieben.
Ich habe mich beschützt gefühlt. Und glücklich.
Ja, je mehr Zeit verging, desto mehr konnte ich sowas wie Glück und Freude wieder fühlen.
Und nun ...
7,5 unglaubliche Wochen liegen hinter mir.
Die ersten Tage war ich komplett überfordert - so viele Menschen! Und das mir, wo ich doch so gern mit mir (und der Wauz ... ;-) ) allein bin.
Aber dann habe ich gemerkt, wie herzlich alle sind. Ich hatte das Gefühl, willkommen zu sein. Als würden die Leute sich freuen, dass ich da war. ICH!
Die Ärzte, das Pflegeteam, die Therapeuten - sie alle waren immer für mich da. Sie hatten zu jeder Zeit ein offenes Ohr und haben mir (und allen anderen Patienten!) mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Ich glaube, ich habe in meinem Leben selten so viel in so kurzer Zeit gelernt. Über mich, über mein Leben, über das, was ich möchte - und auch das, was ich nicht (mehr) möchte, über den Umgang mit diesen "grauschwarzbunten Regenbogentagen". Ohne sie alle hätte ich das niemals geschafft.
(Und falls einer von Ihnen zufällig diesen Blog liest - ich kann mich gar nicht genug bedanken! Sie sind so großartig in Ihrem Job! DANKE!!!)
Ich habe Menschen kennengelernt, die mir zu Freunden geworden sind und mit denen ich sicher noch ganz lange Kontakt haben werde.
Und Menschen, die ich ganz fest in meinem Herzen trage und die ich nie wieder aus meinem Leben lassen möchte. (Du weißt, dass du gemeint bist ... ;-) )
Ich habe gelacht, bis ich keine Luft mehr bekommen habe, ich habe geheult wie ein Baby. Ich war wütend - und habe gelernt, dass ich es sein darf. Ich habe sämtliche Emotionen durchgemacht, aber das gehört wohl dazu ... ;-)
Allerdings habe ich nicht nur neue Menschen dazu gewonnen, ich habe mich auch von Menschen verabschiedet. Innerlich ebenso wie äußerlich.
Ich möchte niemanden mehr in meinem Leben haben, der so tut, als wären wir Freunde, während er hinter meinen Rücken schlecht über mich redet. Der anderen erzählt, dass er sich nur mit mir abgibt, weil ich ihm nutze. Jemanden, der mich verantwortlich macht, weil er selbst mit seiner Gefühlswelt nicht klar kommt. Der mich manipuliert, damit ich in seinem Sinne "funktioniere" ...
Früher dachte ich mal, ich wäre nicht gut genug für manche Menschen. Nun weiß ich, manche Menschen sind nicht gut genug für mich!
Und wisst ihr was? Ich fühle mich total erleichtert, diesen Ballast los zu sein. :-)
Natürlich ist nicht jeder Tag gleich, es gibt gute und schlechte Tage, aber haben wir die nicht alle? ;-)
Manche meiner Tage sind grau oder auch mal schwarz, dennoch habe ich gelernt, dass diese Tage dazu gehören. Ich habe gelernt, dass auch diese Tage ihr Gutes haben, denn sie bringen mich zurück zum wichtigsten Menschen meines Lebens - zu mir selbst!
Und die wichtigste Lektion war wohl, dass ich gelernt habe, auf mich selbst zu achten. Für mein Wohlbefinden zu sorgen.
Im Großen und Ganzen kann ich genau das sagen, was oben schon steht.
Meine Welt ist wieder bunt!
Und ich werde alles daran setzen, dass es auch so bleibt.
Denn ICH bin der wichtigste Mensch meines Lebens. Und ich muss dafür sorgen, dass es mir gut geht. Immerhin muss ich mich für den Rest meines Lebens ertragen. ;-)
Der Baum, der mich in den letzten Wochen jeden Tag begleitet hat, sieht nun so aus. Genau wie meine Welt ist auch er in den letzten Wochen bunt geworden.
Gestern habe ich mich verabschiedet - mit einem lachenden Auge und einem weinenden. Vom Baum und auch von den vielen wundervollen Menschen.
Denn trotz allem war es eine großartigen Zeit auf die ich mit Sicherheit immer gern zurückblicken werde.
Ich wünsche euch ein tolles Wochenende - und kümmert euch gut um euch selbst!
Eure Juli