Freitag, 12. Oktober 2018

Allein ist man weniger einsam

Hallo ihr Lieben!

Und schon ist wieder Freitag - und damit Blogtag.

Habt viel Spaß beim Lesen und kommt gut ins Wochenende - das Wetter soll ja traumhaft werden. Sommer im Herbst ... hat was, finde ich. 😉🍁🍂🌞


Allein ist man weniger einsam ... 

Ich hab das neulich in einer Runde so dahergesagt. Für mich macht dieser Satz total Sinn, aber nicht jeder konnte etwas damit anfangen. Mancher meinte, es würde sich total widersprechen. Nun ... Ich finde nicht. 

Zuerst einmal - wie sieht es bei dir aus? Kannst du mit diesem Satz was anfangen? Und wie fühlst du dich, wenn du ganz mit dir allein bist? Einsam? Oder "nur" allein?

Okay, ich frage mal anders ... Schaffst du es, dich selbst über einen längeren Zeitraum zu ertragen?
Die Frage ist zugegebenermaßen ziemlich provokant. 😜 Allerdings ist es wohl tatsächlich etwas, was viele Menschen nicht können. Mit sich allein sein. Sich selbst aushalten und ertragen.

Ich gebe zu, das ist auch gar nicht so leicht. Zumindest nicht, wenn man es "richtig" macht ... 

Ich fand es früher auch schwierig, mit mir allein zu sein. Mal nicht unter Leuten, ohne Ablenkung von außen, nur auf mich selbst konzentriert.
Allein in der Wohnung war noch eine Sache - das ging immer irgendwie. Da konnte ich mich von mir selbst ablenken und musste mich nicht mit mir beschäftigen. Ich konnte Musik hören, lesen, aufräumen, sauber machen ... Ach, irgendwas fällt einem ja immer ein, was man machen kann.
Aber allein rausgehen? Oder gar allein in den Urlaub fahren. An einen fremden Ort, wo man niemanden kennt? Das war für mich absolut undenkbar! Eine regelrecht furchtbare Vorstellung! 

Ich mochte nicht mal allein ins Kino oder irgendwo einen Kaffee trinken gehen. Nicht nur, weil ich es schwierig fand, niemanden zum Reden bei mir zu haben. Ich habe mir auch immer überlegt, was die Leute wohl von mir denken, wenn sie mich so einsam im Café sitzen sehen. 

Dass ich eine arme einsame Jungfer bin? 
Dass niemand was mit mir zu tun haben möchte? 
Dass ich keine Freunde habe, die mit mir Kaffee trinken und ich es nur deshalb ganz allein mache? 

Ja, solche und ähnliche Überlegungen kamen mir früher.
Doch irgendwann, vor ein paar Jahren, hat es sich verändert. Ich war Single und ich wollte in den Urlaub fahren. Wir wissen alle, ab einem gewissen Alter ist es gar nicht mehr so leicht, jemanden zum Mitreisen zu finden. Die Freunde haben Partner, Familien, Kinder ... Als Single, der ohne Kinder reisen möchte, ist es nicht so einfach und da meine Kinder zu der Zeit Schule hatten, war es keine Option, sie mitzunehmen.
Also habe ich mir ein Herz gefasst und habe mir eine kleine Ferienwohnung auf Sylt gebucht. Ja, erster Urlaub allein war gleichzeitig mein zweiter Besuch dieser wunderschönen Insel.
Mit ganz viel Angst und Aufregung im Bauch bin ich losgefahren. Die Vorstellung, eine Woche lang mit niemandem, außer einer Kassiererin im Supermarkt oder einer Bedienung im Café zu sprechen, war schon ziemlich beängstigend.
Allerdings war diese Angst nach dem Ankommen und Beziehen der Wohnung vergessen. Ich habe mich treiben lassen und in kürzester Zeit festgestellt, wie großartig es sich anfühlt, einfach tun und lassen zu können, was ich möchte.
Niemand war da, nach dem ich mich richten musste! 😊

Wollen wir hier einen Kaffee trinken? 
Oder doch weiter laufen? 
Möchtest du an den Strand oder lieber shoppen? 
Wo willst du heute Abend essen gehen? 
Oder soll ich was kochen?

Pffft - solche Fragen stellten sich nicht! Keiner war da, der mit entscheiden wollte - es war von vorne bis hinten ein Urlaub, in dem es nur um mich ging. Darum, was ich möchte und was mir gut tut. Was ich gerade brauche - und vor allem will! 
Ich selbst habe mir damit etwas so unglaublich Gutes getan, dass mir nachein paar Tagen klar war, dass es nicht das letzte Mal gewesen ist. Ich wollte immer wieder allein in den Urlaub fahren. 
Versteht mich nicht falsch ... Ich fahre ebenso gern mit meiner Familie und mit Freunden in den Urlaub, aber eben nicht mehr NUR ... 😊
Diese "Alleinezeit", diese Urlaube nur mit der Wauz, sind mittlerweile ganz fest integriert sind und ich möchte sie nicht wieder wegdenken!

Ich habe festgestellt, dass es mir völlig wurscht ist, ob die Menschen mich für einsam halten, weil ich allein essen gehe. Ob sie denken, dass mich niemand mag oder ich keine Freunde habe. 
Ich achte nicht mehr darauf, ob ich merkwürdig angesehen werde. Und selbst wenn, würde ich diese Blicke vermutlich nicht mal mehr als merkwürdig verstehen.
Ich habe gelernt, mich selbst zu ertragen - auch ohne ständig beschäftigt zu sein. 
Ich habe gelernt, mich selbst und meine Zeit mit mir zu genießen. Selbst wenn ich nicht beschäftigt bin, sondern nur meinen Tagträumen nachhänge.
Und ich habe noch etwas gelernt - und das ist vielleicht das Wichtigste daran ...

Ich habe gelernt, dass Allein sein nicht gleich Einsam sein bedeutet. Im Gegenteil! Gerade unter vielen Menschen fühle ich mich viel eher verloren und einsam. Da bin ich nicht allein - aber manchmal dennoch einsam ... 
Daher brauche ich meine "Alleinezeit". 

Ich bin mir mittlerweile selbst so viel wert, dass ich Zeit mit mir verbringen möchte.
So wie ich Zeit mit meinen Freunden verbringen möchte.

Ich mag mich so, wie ich bin. 
Und manchmal bin ich allein mir lieber, als Menschen um mich herum zu haben. 
Ich brauche meine Zeit mit mir. Und ich wünsche mir Zeit mit mir.

Wie ist es bei dir? Bist du gern mit dir allein? Oder findest du es schwierig, dich selbst auszuhalten?
Bist du manchmal allein auch weniger einsam? 

Vielleicht denkst du ja mal drüber nach ... 😉

Liebe Grüße💕
Deine Juli