Freitag, 14. Dezember 2018

Das Mädchen namens ...

Hast du es bemerkt? 
Letzte Woche gab es tatsächlich keinen Blog von mir und auch wenn ich damit ein bisschen spät dran bin, möchte ich dir natürlich verraten, warum eigentlich. 😉 

Ich habe mich für eine Woche auf meine Lieblingsinsel zurückgezogen, um mir den Nordseewind um die Nase wehen zu lassen, den Wellen lauschen und vor allem, um in aller Ruhe am zweiten Teil der Colins Creek-Reihe weiterzuschreiben, denn so langsam drückte die Deadline. 
Nun ... in der einen Woche, die ich unterwegs war, habe ich mich quasi selbst übertroffen und nicht nur an die 100 DIN A4-Seiten geschrieben, ich habe das Manuskript damit auch beendet. 😍
Allerdings fand mein Arm das leider nicht ganz so toll wie ich und hat beschlossen, mich mit einer Nervenentzündung lahmzulegen. Ups ...😀 Ist ja nicht so, als würde ich das nicht schon kennen, aber ... ich war halt ein *wenig* im Schreibwahn und da ist sowas wie "schonen" und "Pause" für mich nicht drin. 🤷‍♀️
Nun gut, jetzt muss ich mir wohl die Zeit nehmen, meinen Arm auszuruhen. 
Auf jeden Fall hab ich es dadurch letzte Woche tatsächlich nicht geschafft, für dich einen Blog zu schreiben. 🙈

Dafür hab ich dir heute mal wieder eine kleine Geschichte mitgebracht. Ein Märchen, genau genommen ... 
Und nun wünsche ich dir viel Spaß beim Lesen und hoffe, es gefällt dir. 💕

Hab einen tollen Start ins Wochenende und einen zauberschönen dritten Advent! 💖🎄



Das unsichtbare Mädchen

Es war einmal ein Mädchen. Dieses Mädchen war etwas ganz Besonderes, denn es war die meiste Zeit unsichtbar.
Es ging durch die Straßen ihrer Stadt und niemand bemerkte, dass es da war. Niemand sprach es an, niemand sah sein Lachen oder Weinen.
Doch das Mädchen war nicht einsam oder traurig, es war glücklich, so wie es war, denn es wusste, wenn es wollte, konnte es sichtbar werden. Sobald es anfing zu tanzen, geschah es.

Auf einmal blieben die Leute stehen, schauten zu, wie es herumwirbelte, wie es sich drehte und lachte. Es war, als wären alle Scheinwerfer der Welt auf das Mädchen gerichtet, als würde die Sonne nur für sie scheinen.
Ehrfürchtig staunend schauten die Menschen der Stadt zu, während es tanzte. Es wirkte, als würde sie schweben, als würden ihre Füße den Boden kaum berühren.

Die Leute waren wie gefesselt von diesem wunderschönen Tanz und von dem Mädchen. Immer mehr Menschen kamen, um ihr zuzusehen. Die Hinteren in der Menge sprangen hoch, um einen Blick zu erhaschen. Die Leute drängelten sich nach vorne durch, um besser sehen zu können.
So lange, bis sie ihr Tanz beendet war. Bis sie stehenblieb und sich strahlend vor der Menge verbeugte.
Einen Moment lang blieben die Menschen noch stehen, sahen das Mädchen an, erkannten es, doch nach ein paar Minuten gingen sie weiter ihren Besorgungen und Aufgaben nach.
Je mehr Menschen sich aus der Menge lösten, desto blasser wurde die Erscheinung des Mädchens und als alle gegangen waren und es allein war, verschwand es und wurde wieder unsichtbar.

In den nächsten Wochen war alles wie zuvor. Das Mädchen ging durch die Straßen und niemand nahm es wahr.
Bis zu seinem nächsten Tanz. Da wurde es wieder sichtbar und lockte die Menschen mit ihrem Tanz an.

Monate und Jahre gingen ins Land und es änderte sich nichts. Das Mädchen war unsichtbar. Nur wenn es tanzte, erkannten es die Menschen, wollten sich in seiner Schönheit und seinem Ruhm sonnen, spendeten Beifall und feierten sie für ihren Tanz.

Irgendwann, direkt nach einem Tanz, als das Mädchen sich wie immer vor der Menge verbeugte, kam einer der Leute auf sie zu und sprach sie an.
"Wer bist du? Und warum habe ich dich hier noch nie gesehen?"
Das Mädchen lächelte freundlich.
"Ich bin immer hier. Du hast mich nur noch nicht gesehen, weil ich für dich unsichtbar bin. Nur wenn ich tanze, könnt ihr mich sehen."
Nachdenklich wurde sie gemustert.
"Macht dich das nicht traurig? Dass die Menschen dich nur sehen können, wenn du tanzt? Macht es dich nicht traurig, dass du ansonsten unsichtbar bist?"
Das Mädchen lachte auf. Es hatte seine Antwort auf diese Frage schon vor Jahren gefunden.

"Nein, es macht mich nicht traurig. Ich kenne es nicht anders. Und ich würde es mir auch nicht anders wünschen. Wenn ihr mich sehen wolltet, könntet ihr mich immer sehen. Aber ihr wollt nur meinen Tanz sehen, nicht mich. Nicht das, was ich wirklich bin. Was soll ich mit jemanden anfangen, der nicht MICH sehen möchte? Der nur sieht, was ich kann, aber nicht, wer ich bin."

Wieder wurde sie nachdenklich angesehen und erntete ein leichtes Nicken für ihre Worte. Doch das Mädchen sah, dass die Person, die sie angesprochen hatte, längst nicht mehr bei ihr war. In Gedanken war sie bereits wieder ganz weit weg. Und so geschah, was immer geschah. Das Mädchen löste sich langsam auf und verschwand. Wurde für die Augen anderer unsichtbar.
Doch sie wusste, irgendwann würde jemand kommen, der sie sah. Jemand, der sie auch dann erkannte, wenn sie einfach nur durch die Straßen lief. Jemand, der entdeckte, wer sie wirklich war und nicht nur, was sie konnte.
Und bis dahin würde sie weiter tanzen - wenn sie gesehen werden wollte.


Dieses Mädchen ... Sein Name war Glück. 


Was ist mit dir? Siehst du das Glück? Oder nimmst du es auch nur wahr, wenn es tanzt? 😉
Vielleicht schaust du mal hin, suchst es in den Gassen oder an jedem beliebigen Ort der Welt, denn es ist überall zu finden - wenn man es denn erkennen möchte. 
Das Mädchen namens Glück ... 💖