Schön, dass du wieder zu meinem Blog gefunden hast. 😊
Ich schreibe hier ja gern über Themen, die mich auf irgendeine Weise ansprechen oder berühren.
Doch manchmal gibt es einfach keine Themen. Oder es gibt Themen, die nicht wirklich bloggeignet sind. 😉
So wie heute - nach einer für mich persönlich ziemlich anstrengenden und sehr emotionalen Woche, in der ich noch dazu eifrig an mehreren Sachen gleichzeitig gearbeitet habe. 😅
Aber ich hab ja das große Glück, trotzdem etwas für dich in petto zu haben.
Heute bekommst du mal wieder einen kleinen, exklusiven Einblick in mein aktuelles Projekt.
Der Winter ist in Colins Creek angekommen und es werden schon eifrig Schneemänner gebaut und Eggnogg getrunken. ⛄🍵☕
Ich wünsche dir viel Spaß mit einem kleinen Schnipselchen aus "Winter in Colins Creek"!
Deine Juli 💗
PS: Das hier ist eine Rohversion, falls du Fehler findest, mach ein Schleifchen drum - ich schenk sie dir. 😜
Let it snow
Das erste, was
ich am nächsten Morgen vernahm, war ein schrilles Quietschen gefolgt von einem
lauten Jubelschrei. Verschlafen blinzelnd schaute ich auf den Radiowecker neben
meinem Bett. 7:28 Uhr. Viel zu früh für meinen Geschmack. Vor allem, da ich letzte
Nacht noch bis nach Mitternacht versucht hatte, ein wenig Ordnung in das
Umzugschaos zu bringen. Am liebsten würde ich mich einfach auf die andere Seite
drehen und weiterschlafen. Doch daraus wurde nichts. In diesem Moment hörte
ich, wie die Tür zu meinem Schlafzimmer aufging und Amy hereinstürmte. Mit
einem Satz sprang sie zu mir ins Bett.
„Mommy, es hat geschneit! Ganz viel! Das musst du sehen. Können wir einen
Schneemann bauen? Bitteeeee!“ Das letzte Wort kam so flehend, dass ich lachen
musste.
„Guten Morgen, mein Sternchen! Hast du denn gut geschlafen?“, fragte ich,
ohne auf ihre Begeisterungsstürme einzugehen. Ich wollte sie nur aufziehen, in
Wirklichkeit spürte ich, dass ich fast ebenso aufgeregt war wie Amy.
„Ja, ja. Mommy, komm, bitte! Lass uns rausgehen. Darf ich einen Schneemann
bauen?“ Amy ließ sich nicht stoppen. Kaum war ihre Frage heraus, sprang sie
schon auf. „Los, aufstehen!“
Endlich erbarmte ich mich und richtete mich lächelnd auf. Dann trat ich
ans Fenster und entfernte das große Badelaken, dass ich gestern Abend als
Gardinenersatz davor geklemmt hatte. Amy hatte recht, die Welt draußen war
komplett weiß! Nun gab es auch für mich kein Halten mehr. Schnell liefen wir
nach unten und schlüpften noch im Schlafanzug in unsere Winterstiefel. Die
dicken Mäntel und eine warme Mütze für Amy dazu mussten reichen, wir würden uns
nicht lange draußen aufhalten.
Als ich die Haustür öffnete und nach draußen trat, fühlte ich mich, wie in
einer anderen Welt. Bereits gestern Abend hatte die Luft nach Schnee gerochen,
doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass in dieser Nacht so viel des weißen
Puders herunterkommen würde. Bestimmt acht Zentimeter hoch lag die Pracht und
noch immer kamen weitere Flocken vom Himmel zu uns heruntergeschwebt.
„Ist das schön!“, sagte Amy ehrfürchtig und drehte sich einmal um sich
selbst. „In Paterson hat es nie so viel geschneit.“
Das stimmte so natürlich nicht, wir waren nur hundertfünfzig Meilen von
unserer alten Wohnung entfernt, dort schneite es ebenso viel wie hier, dennoch
konnte ich verstehen, dass es Amy so vorkam. In Paterson war bei den ersten
Flocken sofort die Stadtreinigung ausgerückt und hatte auf den Gehwegen und
Straßen gestreut, sodass der Schnee schnell wieder weg gewesen war. Einzig in
Vorgärten oder in Parks lag er länger, doch das nahm Amy wahrscheinlich nicht
so wahr. Hier hingegen empfing uns eine dichte weiße Decke. Selbst auf der
Straße vor dem Haus war die weiße Masse unberührt. Kein Auto war an diesem
frühen Sonntagmorgen hindurchgefahren.
Obwohl Amy noch immer im Schlafanzug war, fing sie an, einen Schneemann zu
bauen. Kurz überlegte ich, ob ich sie aufhalten sollte, doch ich brachte es
nicht übers Herz. Sie rollte ihre Kugel mit so einer Begeisterung hin und her,
dass ich sie nicht unterbrechen wollte. Eine warme Badewanne und ein heißer Kakao
würden meine Tochter gleich wieder aufwärmen. Außerdem kannte ich mein Kind,
wenn es ihr zu kalt wäre, würde sie freiwillig aufhören.
Lächelnd legte ich den Kopf in den Nacken und blinzelte hinauf in den
grauen, schneeverhangenen Himmel. Ich streckte die Zunge heraus und versuchte,
einzelne Flocken zu erwischen. Schon als Kind hatte ich es geliebt,
Schneeflocken zu fangen, und bis heute machte ich es, sobald die ersten Flocken
vom Himmel fielen.
Ich schloss die Augen und ließ diese ganz besondere Stille auf mich
wirken. Leise hörte ich das Knirschen des Schnees, während Amy ihre Kugeln
rollte. Ansonsten war kein Laut zu vernehmen.
„Sie müssen hier Schnee fegen!“ Erschreckt schaute ich mich um, als eine
unfreundliche Stimme mich ansprach. Vor meinem kleinen Grundstück auf dem Fußweg
entdeckte ich einen älteren Mann, der mich ungehalten musterte. „Stehen hier
rum und schauen in den Himmel, während ich mir fast die Knochen breche!“,
motzte er und schüttelte den Kopf.
„Ja, ich … Also …“, stotterte ich perplex und wusste nicht, was ich sagen
sollte. Ich verstand nicht, warum dieser Mann mich derart anblaffte. Klar, der
Fußweg vor meinem Haus war nicht vom Schnee befreit, doch das betraf nicht nur
meinen Anteil. Auch der Rest des Fußwegs vor den Nachbargrundstücken war zu
dieser frühen Uhrzeit noch schneebedeckt.
„Wenn ich falle und mir was tue, wird das teuer für Sie! Das sag ich
Ihnen!“, meckerte der Fremde lautstark, während er seinen Weg fortsetzte. Noch
immer fiel mir keine passende Erwiderung ein, daher schwieg ich. Natürlich
hatte er recht! Ich musste meinen Teil des Gehwegs räumen, damit sich niemand
verletzte, ansonsten konnte ich haftbar gemacht werden. Aber hätte er mir das
nicht auch ein wenig freundlicher sagen können? Musste er mich so oberlehrerhaft
anmachen?
„Lassen Sie sich nicht ärgern! Das war nur der alte Warren, der findet
immer was zu motzen. Den müssen sie nicht ernst nehmen“, schallte es so laut zu
mir herüber, dass selbst dieser Mr. Warren, der mittlerweile vor dem nächsten
Haus angekommen war, es noch gehört haben musste. Ich warf ihm einen schnellen
Blick zu, doch er reagierte nicht auf die Worte. Dann drehte ich mich um. Am
Zaun zum Nachbargrundstück, wo gestern Abend auf dem Hof die Feuerschale
gebrannt hatte, stand eine Frau und lächelte mich freundlich an. „Hallo! Du
musst die neue Nachbarin sein. Ich bin Jill Thompson.“
Ich stapfte durch den Schnee zu ihr hinüber und streckte ihr meine Hand
entgegen. „Hallo! Freut mich sehr. Ich bin Tara Lopez und das ist meine Tochter
Amy. Wir sind gestern erst eingezogen.“ Ich deutete auf Amy, die gerade
versuchte, eine der Schneekugeln auf die andere zu hieven. Kurz schaute sie auf
und winkte unserer neuen Nachbarin zu.
„Ich freue mich auch, euch kennenzulernen. Endlich kommt wieder Leben in das
kleine Häuschen. Wenn ihr Hilfe braucht, sag Bescheid. So ein Umzug ist sicher
sehr anstrengend und zu Weihnachten soll es ja hübsch sein. Und wegen Warren,
dem alten Gnatterkopp … Lass dich nicht verunsichern. Der bellt nur, beißt aber
nicht.“ Jill zwinkerte mit verschwörerisch zu, doch ich zuckte mit den
Schultern.
„Na ja, ganz Unrecht hat er ja nicht. Ich sollte wirklich den Schnee
wegfegen. Allerdings muss ich gestehen, dass ich darauf noch nicht eingestellt
bin. Ich muss wohl morgen erst mal in den Baumarkt und eine Schneeschaufel und
einen Besen kaufen. In Paterson hab ich sowas bisher nicht gebraucht.“
„Das ist doch kein Problem. Ich hab noch eine zweite Schaufel im Schuppen
stehen. Die kannst du gern erstmal haben.“
Dankbar schaute ich Jill an. „Wirklich? Das wäre toll! Bevor sich hier
tatsächlich noch jemand was bricht.“
„Na klar, ich hol sie dir schnell. Ich wollte auch gerade schippen,
deshalb bin ich rausgekommen und hab gehört, was er gesagt hat. Eine nette
Begrüßung für dich. Du musst ja denken, wir hier in Colins Creek sind alle
solche unfreundlichen Kauze!“ Jill rollte gut sichtbar mit den Augen, dann,
grinste sie mich an. „Aber ich kann dir versprechen, das sind wir nicht. Bis
auf ein paar Ausnahmen, sind wir hier alle ganz friedlich und gesellig. Ich
hoffe, du wirst dich hier wohlfühlen. Und wenn du Lust hast, komm doch gern
bald mal auf einen Kaffee rüber, dann können wir ein bisschen Quatschen. Aber
nun hol ich dir die Schaufel.“ Damit wandte sie sich ab und verschwand in einem
Schuppen auf dem Hof.
Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich nur meinen Schlafanzug unter dem
Wintermantel trug. Was musste Jill nur von mir denken, wenn sie die Teddybären
auf rosa Flanell entdeckt hatte? Ein toller erster Eindruck, den ich hier
hinterließ! Wenn Kleinstadtmenschen nur halb so viel tratschten, wie immer
behauptet wurde, dann hatten sie an meinem ersten Tag hier bereits reichlich
Gesprächsstoff über mich. Und der Tag hatte gerade erst angefangen. Das konnte
ja heiter werden!