Samstag, 28. Januar 2017

Vielen Dank :-) (Nähkästchenplauderei)

Flausen im Kopf
… scheinen viele zu haben.
Zumindest viele zu interessieren, da ihr uns tatsächlich sprachlos gemacht habt.
Unser neues Buch ist so toll gestartet und genau dafür, möchten wir uns jetzt bereits bei euch bedanken.



Auch die vielen wundervollen Kommentare zu unserem Cover haben uns überwältigt und wir werden sie selbstverständlich an unsere Cover-Fee weiterleiten.

Doch jetzt wollen wir euch gar nicht weiter mit unseren Gefühlen nerven. ;-)
Nein, jetzt geht es zu einer Leseprobe:
Wolfseye
Selbst jetzt, zwei Stunden nach unserer unschönen Begegnung im Wald, dachte ich über die Worte nach, die mir dieser Wolf an den Kopf geknallt hatte.
„Du dusselige Großstadtkuh hast mir mein Foto versaut.“ Was bitte wollte er mir damit denn sagen? Ich konnte ja wohl kaum etwas dafür, dass er seine blöde Kamera mit diesem Angeber-Objektiv nicht rechtzeitig hochgenommen hatte. Er konnte mir auch nicht die Schuld dafür geben, dass der Eisvogel so schnell wieder verschwunden war. Es war halt so bei Wildtieren, man musste einfach Glück haben, wenn man sie fotografieren wollte – und ich hatte dieses Glück gehabt.
Ich saß in meiner Wohnung am Küchentisch und hatte meinen Laptop aufgeklappt vor mir stehen. Das Bild vom Handy hatte ich längst übertragen. Es war – für eine einfache Handyaufnahme – wirklich toll geworden. Ein Sonnenstrahl hatte das Gefieder des Vogels getroffen und ließ ihn dadurch wunderschön schillern. Ich öffnete meinen Internetbrowser und ging auf eine Foto-Bestellseite. Dort lud ich das Bild hoch und orderte gleich zwei Abzüge in größerem Format. Das eine wollte ich mir selbst hinstellen und das andere war für meinen Vater gedacht. Nicht nur, damit er meinen Beweis, dass es hier durchaus Eisvögel gab, vor Augen hatte. Nein, ich wusste, er mochte Tier- und Landschaftsfotografien. Das war wohl auch der Grund für die Schwarz-Weiß-Fotos, die in seiner Kneipe hingen.
Auf einmal fiel mir ein, wo ich diesen Flusslauf bereits gesehen hatte. Er war auf einem der Bilder in der Kneipe. Innerlich schlug ich mir vor den Kopf für meine Dummheit. Dass ich das nicht auf den ersten Blick erkannt hatte! Wieder nahm ich mir vor, meinen Vater zu fragen, wer die Fotos gemacht hatte.
Nachdem ich die Bestellung abgesendet hatte, öffnete ich mein E-Mail-Account. Nicht nur die Bestellbestätigung war bereits eingetroffen, ich hatte auch eine Mail der Textagentur, die mir zwei neue Aufträge anbot.
Ein Möbelhersteller wollte seine Website modernisieren und brauchte dazu passende Beschreibungen der Möbel. Okay, das war jetzt nicht die interessanteste Arbeit, aber immerhin wurden solche Aufträge recht gut bezahlt.
Der zweite Auftrag war da schon spannender. Ich sollte einen Text für einen Reiseführer über Hamburg verfassen. Meine Aufgabe war es, die geschichtliche Entwicklung der Speicherstadt zusammenzufassen. Solche Aufgaben liebte ich. Auch wenn sie immer viel Recherche erforderten, machte es mir auch unheimlich viel Spaß.
In der vorgegebenen Zeit würde ich beide Aufträge schaffen, daher nahm ich sie an. Während ich für den Möbelhersteller noch auf weitere Informationen warten musste, konnte ich mit der Beschreibung der Speicherstadt gleich morgen früh loslegen.

Nachdem ich den Laptop heruntergefahren hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Vater in die Kneipe. Ich wollte ihm wieder ein wenig zur Hand gehen und außerdem war mir gerade nach Gesellschaft.
Als ich im Lokal ankam, waren nur drei Gäste anwesend.
„Das ist ja so leer hier“, sagte ich zu meinem Vater, nachdem ich ihn begrüßt hatte.
„Ja, es ist Montag. Montags ist es immer leer“, antwortete er und räumte ein paar Gläser ins Regal. „Wie war dein Tag?“
Strahlend zog ich mein Handy aus der hinteren Tasche meiner Shorts.
„Großartig! Ich habe hier was für dich.“ Ich wollte nicht warten, bis das Foto entwickelt war, viel zu aufgeregt war ich über das Bild des Eisvogels. Schnell entsperrte ich den Bildschirm, suchte das Foto heraus und hielt es meinem Vater unter die Nase.
Erst runzelte er kurz die Stirn, als könnte er nicht glauben, was er sah, doch dann strahlte er ebenso wie ich.
„Das gibt’s ja gar nicht. Du hast tatsächlich einen Eisvogel gesehen!“ Er gab mir das Handy zurück und nahm mich fest in die Arme. „Und das Bild ist so toll geworden! Da hattest du ja tatsächlich einen großartigen Tag, das freut mich sehr. Tut mir leid, dass ich dir nicht geglaubt habe!“
„Ja, mein Tag war wirklich toll! Bis auf einen kleinen Zusammenstoß mit diesem merkwürdigen Wolf“, antwortete ich und mein Vater schaute mich fragend an. In diesem Moment ging die Tür auf und ein neuer Gast traf ein. Nein, genau genommen war es kein neuer Gast, es war Wolf, der durch die Tür trat.
„Na super! Haben dem die Ohren geklingelt?“, murmelte ich so leise, dass nicht mal mein Vater mich verstanden haben konnte. Dann wandte ich mich ab, schnappte mir einen Lappen und fing an, die Tische abzuwischen. Ich hatte keine Lust, ihn auch nur anzusehen, geschweige denn, ihn zu bedienen. Dennoch kam ich nicht umher, zu hören, wie mein Vater mit ihm sprach.
„Na, Wolf. Bierchen?“
Ich wusste nicht, ob Wolf in irgendeiner Form auf die Frage reagierte, jedenfalls sprach er nicht. Aber gut, das war ja nichts Neues.
„Ich hab auch noch Gulasch da.“ Wieder war keine verbale Reaktion zu vernehmen.
Da ich mittlerweile mit den Tischen fertig war, blieb mir nichts anderes übrig, als mich wieder dem Tresen zuzuwenden und somit genau in Wolfs Richtung zu schauen. Wieder saß er am selben Tisch wie gestern bereits. Anscheinend war es sein Stammplatz. Doch diesmal stierte er nicht auf die Tischplatte vor sich. Als ich mich umdrehte, schaute er mich direkt an. Es war ein Blick, den ich nicht einordnen konnte. Irgendwie wirkte er noch immer so wütend wie im Wald vorhin und doch strahlte er noch etwas aus. Diese Aura, die ich neulich schon gespürt hatte. Etwas Düsteres, Abgründiges. Ich blinzelte ein wenig erschreckt, damit hatte ich nicht gerechnet. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab und verschwand hinter dem Tresen.
Den ganzen Abend über versuchte ich, den Mann an dem kleinen Tisch in der Ecke zu ignorieren. Mein Vater war es, der ihm das Gulasch brachte und den leeren Teller irgendwann wieder abräumte. Als er endlich sein Bier ausgetrunken hatte und das Lokal verließ, atmete ich auf. Was auch immer dieser Mann an sich hatte, er faszinierte mich auf eine mir völlig unbekannte Art und Weise. Gleichzeitig machte er mir aber auch ein wenig Angst mit dieser extrem abweisenden Art.

https://www.amazon.de/dp/B01N2402US

Habt Freude mit unserem E-Book.


Liebe Grüße von

Kerry Greine und Ben Bertram


Freitag, 27. Januar 2017

Es ist da :-) (Nähkästchenplauderei)

Heute ist Freitag … wir haben den 27. Januar 2017 … UND
Unser neues Buch ist auch erschienen!



Ob wir aufgeregt sind?
Sagen wir mal so … Wir haben uns am gestrigen Tag der Veröffentlichung extra getroffen. Zusammen fällt es leichter die Aufregung zu „besiegen“. Okay, es fällt zumindest leichter, gegen sie anzukämpfen, was uns allerdings nur bedingt gelungen ist ;-)

Heute sind wir nicht mehr so aufgeregt.
Nein, wir sind gespannt, neugierig und total hibbelig darauf, ob euch unser neues Buch gefallen wird.
Wir hoffen es natürlich sehr, da unser größter Wunsch ist, euch tolle Lesestunden bereiten zu dürfen.

Für euch kommt jetzt der Klappentext und für UNS geht das Hibbeln weiter! ;-)

Nach ihrem Studium zieht Sina für drei Monate aus München zu ihrem Vater. Die ländliche Idylle Schleswig-Holsteins soll der Ort sein, an dem Sina sich darüber klar werden will, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte.
In der Kneipe ihres Vaters lernt sie den eigenbrötlerischen Wolf kennen, der in einer kleinen Hütte im Wald wohnt und sich von den Bewohnern des Dorfes fernhält. Er spricht mit niemandem, bis Sina ihm eines Tages im Wald begegnet.
Ein Unfall bringt die beiden einander näher und Sina erfährt durch einen Zufall von Wolfs schwerem Schicksalsschlag. Von Tag zu Tag werden Sinas Gefühle für diesen undurchdringlichen Mann stärker, und sie beginnt, hinter die Fassade des mürrischen Waldschrats zu schauen. Als auch ihr eigenes Leben aus den Fugen gerät, ist er es, der ihr mit Rat und Tat zur Seite steht.
Aber reicht das aus? Ist Wolf in der Lage, wieder Vertrauen in andere Menschen zuzulassen?
Und kann er es schaffen, seine Mauern einzureißen und die Liebe, die Sina für ihn empfindet, zu erwidern?


https://www.amazon.de/dp/B01N2402US

Habt Freude mit unserem E-Book.


Liebe Grüße von

Kerry Greine und Ben Bertram


Montag, 23. Januar 2017

Die Spannung steigt! (Nähkästchenplauderei)


Unsere Anspannung übrigens auch ;-)

In 3 Tagen, also am Donnerstag, den 26.01.2017, wird unser neuer Roman erscheinen.
„Flausen im Kopf, Waldschrat im Herzen“
So heißt das Buch und wir hoffen, dass es euch gefallen wird.

Ihr habt das Cover noch nicht gesehen? Wie konnte das denn passieren?
Dann werden wir es mal schleunigst ändern.



Heute möchten wir keinen Schnippsel aus unserem Buch zeigen. Auch keine kleine Leseprobe. Nein, heute möchten wir das komplette erste Kapitel präsentieren! J

Viel Freude damit!

Zitze
Es klopfte an der Wohnungstür, als ich gerade meine letzten Klamotten in den Kleiderschrank räumte.
„Hey, Mäuschen. Kommst du klar? Oder brauchst du noch irgendwas?“, fragte mein Vater, nachdem ich ihn reingelassen hatte. Er wirkte ein wenig nervös, als er sich in der kleinen Zwei-Zimmer-Wohnung umschaute.
„Nein, ich glaube, ich habe alles. Danke schön. Du hättest dir echt nicht so viel Mühe machen müssen. Ich bin doch schon groß, ich kann für mich allein einkaufen.“ Ich zwinkerte meinem Pa zu und meine Worte schienen ihn ein wenig zu beruhigen.
„Ach, lass mich meine Tochter doch mal ein bisschen verwöhnen. Ich hab dich so lange nicht gesehen, da wollte ich dir einfach gern eine Freude machen.“ Ja, das stimmte. Es war schon wieder viel zu lange her, dass wir uns gesehen hatten. Ich liebte meinen Pa sehr, doch wir trafen uns leider nur selten. Nach der Scheidung von meiner Mutter vor zehn Jahren war er von München in den hohen Norden, in ein Dorf in Schleswig-Holstein, gezogen. Seitdem war unser Kontakt aufgrund der Entfernung leider stark eingeschränkt. Auch wenn wir in den letzten Jahren viel telefoniert hatten, war es doch etwas ganz anderes, als sich zu sehen.
„Ach Papa!“, sagte ich und nahm ihn in den Arm. Fest drückte er mich an sich und gab mir einen Kuss auf die Haare.
„Ich freu mich so sehr, dass du endlich hier bist! Auch wenn es nur für drei Monate ist, endlich haben wir mal ein wenig Zeit für uns“, murmelte er, dann löste er unsere Umarmung und trat einen Schritt zurück. Wieder schaute er sich um.
„Und du bist sicher, dass du nichts weiter brauchst?“, fragte er erneut und ich nickte.
„Ganz sicher!“, antwortete ich.
„Fein, dann gehe ich mal … Die Arbeit ruft. Falls irgendwas sein sollte …“
„Dann brauche ich nur die Außentreppe hinunterzugehen“, unterbrach ich ihn. Er nickte lächelnd und ließ mich dann allein.
Ich ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Na ja, „ein bisschen verwöhnen“ war wohl die Untertreibung des Jahres. Die Küchenschränke, der Kühlschrank und das Eisfach waren prall gefüllt mit all dem, was ich gerne aß. Ich hatte deutlich mehr, als ich brauchte, und wie es ausschaute, würde ich vieles davon gar nicht schaffen, bevor das Haltbarkeitsdatum ablief. Aber ich wusste, mein Pa meinte es gut. Es war seine Art, mir zu zeigen, wie sehr er mich liebte und wie sehr er sich freute, dass ich hier war.
Vor drei Monaten war mir die Idee gekommen, nach meinem Germanistik-Abschluss für ein paar Monate herzukommen. Ich wollte Zeit mit meinem Papa verbringen und mir in aller Ruhe überlegen, was ich mit meinem Studium anfangen und wo ich mich bewerben wollte. Was eignete sich dafür besser als ein kleines Dorf und die absolute Ruhe, die hier herrschte.
Mein Pa war von meiner Idee begeistert. Sofort hatte er angefangen, die kleine, leer stehende Einliegerwohnung über seiner Dorfkneipe herzurichten und bezugsfertig zu machen. Die Wände waren frisch gestrichen, das Parkett abgeschliffen und neu versiegelt. Er hatte neue, moderne Möbel für mich besorgt und sogar Gardinen in meiner Lieblingsfarbe aufgehängt. Auch wenn diese Wohnung nicht sonderlich groß war, war sie einfach traumhaft schön geworden. Ich fühlte mich von der ersten Sekunde an schon viel wohler, als ich es in meinem WG-Zimmer je getan hatte.

Als ich hier angekommen war, war mein kleines weißes Auto bis unters Dach voll gewesen mit Kisten und Koffern. Das Nötigste für die nächsten drei Monate hatte ich mit hierher genommen, der Rest meiner Sachen war in München eingelagert, bis ich mich endgültig entschieden hatte, wo ich zukünftig wohnen wollte. Jetzt machte ich mich daran, alles auszuräumen und in die Schränke zu verstauen.
Zwei Stunden später ging ich über die Außentreppe nach unten. Ich wollte meinem Vater in der Kneipe ein wenig Gesellschaft leisten. Auch wenn er bereits seit mittags geöffnet hatte, vermutete ich, dass nicht viel los sein würde. Wer setzte sich auch schon am Nachmittag in eine Kneipe?
Das rote Backsteingebäude mit den großen, weiß gerahmten Sprossenfenstern zur Straße hin wirkte einladend und gar nicht so verkommen und düster, wie man sich eine kleine Dorfkneipe so vorstellte.
Über der Tür hing ein hellgelbes Schild, auf dem in blauen Lettern der Name „Zitze“ stand. Ich konnte nicht genau sagen, ob es eine Anlehnung an unseren Nachnamen Zitzler war oder ob die Namensgebung nicht eher mit dem Landleben in Verbindung stand. Wahrscheinlich war der Name aber doch unserem Nachnamen geschuldet, immerhin wurde ich als Kind auch häufig damit geärgert. Daher musste ich ein wenig schmunzeln, als ich die Tür öffnete und eintrat.
Zu meiner Überraschung war schon einiges los, als ich im Gastraum ankam. Der Großteil der Tische war besetzt und auch am Tresen saßen bereits einige Gäste. Ich war noch nie hier gewesen, mein Vater hatte mich immer in München besucht, daher kannte ich seine Kneipe nur aus Erzählungen.
Überrascht schaute ich mich um. Wie von außen bereits zu erahnen gewesen war, entsprach auch das Innere nicht dem, was ich erwartet hatte.
Hell und freundlich wirkte der Laden. An den Wänden hingen wunderschöne Landschaftsaufnahmen in Schwarz-Weiß. Ein Trecker, der gerade ein Feld pflügte, ein Waldrand, hinter dem die Sonne aufging, eine Wildblumenwiese, ein einfacher hölzerner Lattenzaun. Doch schon auf den ersten Blick war zu erkennen, dass diese Fotos etwas Besonderes waren, und ich nahm mir vor, meinen Vater zu fragen, ob er sie gemacht hatte. Besonders gut gefiel mir ein Bild von einem Flusslauf am Waldrand. Obwohl es schwarz-weiß war, wirkte es so real und romantisch, dass ich mich am liebsten sofort an das Ufer gesetzt hätte.
„Hey, Sina! Schön, dass du kommst“, riss die Stimme meines Vaters mich aus meinen Betrachtungen. Er freute sich sichtlich, mich zu sehen, und so ging ich zu ihm hinüber an den Tresen.
„Magst du was trinken?“, fragte er, kaum dass ich auf einem der Barhocker Platz genommen hatte.
„Ja, gern. Aber bitte kein Bier!“ Mein Blick wanderte zu den Gläsern, die auf dem Tresen standen. Es war noch nicht mal 17 Uhr, für meinen Geschmack viel zu früh, um mit Alkohol anzufangen. Oder lag es daran, dass heute Samstag war und niemand mehr arbeiten musste?
Ich entschied mich für eine Cola light, und während ich trank, musterte ich die anwesenden Dorfbewohner. Hauptsächlich ältere Männer waren hier vertreten. An mehreren Tischen wurde Karten gespielt, andere hatten Würfelbecher vor sich stehen. In einer Ecke war ein Spielautomat an der Wand, vor dem einer der Herren sein Glück versuchte, den Jackpot zu knacken.
„Ist das hier immer so?“, fragte ich meinen Pa und deutete auf die Leute. „Oder gibt es hier so wenig Frauen?“
Mein Vater grinste.
„Nein, hier gibt es schon auch Frauen. Die Jungs sind fast alle verheiratet. Aber sie werden von ihren Frauen rausgeschmissen, damit sie nicht im Weg rumstehen, während das Abendessen vorbereitet wird. Das ist hier ganz normal. Warte mal ab, in einer Stunde sind die alle weg, dann ist hier Totentanz. Und nach der Tagesschau kommen sie zusammen mit den Frauen wieder, dann wird es voll hier.“
Ein wenig wunderte ich mich schon über diese merkwürdigen Gepflogenheiten, aber vielleicht war ich auch einfach nur viel zu sehr ein Großstadtkind.
Während ich meine Cola light trank, erzählte mir mein Vater, was es hier alles zu erleben gab. Wobei „erleben“ für ihn wohl eine andere Bedeutung hatte als für mich. Außer dieser Kneipe gab es in dem 500-Seelen-Dorf anscheinend nur noch eine kleine Bäckerei. Ansonsten war hier in der Gegend nichts außer Wald, Feldern, Bauernhöfen und Tieren. Okay, ich hatte nicht erwartet, dass es hier Diskotheken und Shoppingmalls geben würde, aber zumindest einen vernünftigen Supermarkt oder ein, zwei Bekleidungsgeschäfte. Leider wurde ich eines Besseren belehrt. Und nicht nur das, mein Vater lachte mich sogar aus.
„Sei froh, dass wir hier mittlerweile vernünftiges Internet haben. Vor anderthalb Jahren musste man sich hier noch mit einem 56k-Modem über die Telefonleitung einwählen“, erklärte er mir und ich lachte auf.
„Ja, genau. Sehr witzig, Papa. Veralbern kann ich mich selbst“, antwortete ich augenzwinkernd, doch einer der Männer am Tresen mischte sich sofort ein.
„Nee, Mädchen. Zitze verarscht dich nicht. Das war echt so.“ Eifrig nickend stimmte sein Sitznachbar zu.
„Jo! Aber wat soll’n wa hier auch mit so’n neumodischen Krams?“, fragte er in breitem Norddeutsch. Ein wenig geplättet musterte ich die beiden Männer und wunderte mich, wie man im Jahre 2017 noch derart hinter dem Mond leben konnte.
„Keine Angst, Mäuschen. Mittlerweile sieht es anders aus und in deiner Wohnung gibt es auch WLAN.“ Beruhigend legte mein Vater seine Hand auf meine und drückte leicht zu. Dankbar lächelte ich ihn an.
Auf einmal kam Bewegung in die Gäste. Es schien, als hätten sie sich alle abgesprochen, denn sie standen nacheinander auf, nickten meinem Vater freundlich zu und verließen das Lokal. Innerhalb von zehn Minuten war ich mit meinem Pa allein. Und nicht nur das war merkwürdig. Mir fiel auf, dass nicht einer der Gäste etwas für seine Getränke bezahlt hatte.
„Was ist denn jetzt?“, fragte ich verwirrt. Mein Vater deutete auf die große Bahnhofsuhr, die hinter dem Tresen an der Wand hing.
„Es ist sechs. Jetzt geht’s nach Hause, in einer halben Stunde steht das Abendessen auf dem Tisch.“ Breit grinsend polierte mein Pa an einem Bierglas, bevor er es in die Vorrichtung über dem Tresen hängte und nach dem nächsten griff.
„Ähm … okay … Aber wollen die nicht zahlen?“ Ich kam mir ziemlich dumm vor, als ich diese Frage stellte, erst recht, als mein Vater laut loslachte.
„Nö, die haben hier ihre Bierdeckel. Da schreib ich alles auf und einmal die Woche wird abgerechnet.“
Na, der hatte ja Vertrauen in seine Gäste. Aber gut, bei geschätzten 500 Einwohnern kannte vermutlich eh jeder jeden.

Wir hoffen, es hat euch gefallen und neugierig gemacht!
Wie gesagt ;-) Am 26.01.2017 steht unser Buch für euch bereit.

Liebe Grüße

Kerry & Ben